Was ist passiert?
Am 13. Februar 2025 kündigte SAP das neue Software-as-a-Service-Angebot SAP Business Data Cloud (BDC) an.
Business Data Cloud (BDC) setzt sich aus mehreren bestehenden und neuen Services, die von SAP und ihren Partnern entwickelt wurden, zusammen:
- Object Store, ein OEM von Databricks
- Databricks Data Engineering und AI/ML Tools
- SAP Datasphere
- SAP BW 7.5 oder SAP BW/4HANA als PCE-gehostete Option
- SAP Analytics Cloud
- Joule, SAP’s AI-Assistent
- Kontinuierlich erweitertes Angebot an vordefinierten Datenprodukten und Insight Apps (mit SAP Analytics Cloud erstellte analytische Anwendungen), die von Partnern ergänzt werden
Business Data Cloud wird in einer kontrollierten GA-Version im 1. Quartal 2025 verfügbar sein, also zunächst für ausgewählte Kunden.
Warum ist das wichtig?
- Bestehende SAP BW-Kunden (insbesondere diejenigen, die Version 7.5 und darunter verwenden) erhalten eine zusätzliche Modernisierungsoption. Sie können ihr BW-System (sofern sie nicht zu viel ABAP verwendet haben) in BDC (und damit in die Cloud) verlagern und von der erweiterten Wartung bis 2030 profitieren.
- Viele SAP-Kunden erwarten, dass die vordefinierten Inhalte (Datenprodukte) ihnen helfen, schneller eine Datengrundlage für verschiedene analytische Anwendungsfälle zu schaffen.
- Business Data Cloud kann als kontextbezogene Datengrundlage für analytische und KI-Anwendungsfälle dienen, wobei die Daten teilweise in einem Objektspeicher gespeichert werden, was kostengünstiger sein dürfte als das Laden der Daten im Arbeitsspeicher.
Was ist daran interessant?
- Mit BDC lässt SAP das beliebte und erfolgreiche Konzept einer paketierten Data & Analytics (D&A) Plattform wieder aufleben. Im Vergleich zu SAP BW bietet es jedoch erweiterte Funktionen, mehr Offenheit und die Einhaltung von Industriestandards.
- SAP hat vor kurzem damit begonnen, den geschäftlichen Aspekt in seinem Messaging zu betonen (siehe BARC Blogbeitrag), eine Strategie, die mit Business Data Cloud fortgesetzt wird. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen davon abrückt, jede einzelne Technologiekomponente innerhalb des D&A-Stacks selbst zu entwickeln. Stattdessen konzentriert sich SAP auf seine Kernkompetenz – die Nutzung seines umfassenden Verständnisses von Geschäftsprozessen, um die daraus resultierenden Daten und Metadaten in wertvolle D&A-Einblicke zu verwandeln. Eine der neuen Komponenten, der Objektspeicher, wurde zum Beispiel nicht von SAP entwickelt, sondern ist eine OEM-Version von Databricks.
- SAP BDC stellt einen Paradigmenwechsel dar: Das einst geheiligte HANA, das in den letzten Jahren das Herzstück jedes SAP-Angebots war, ist nicht mehr die einzige Option für die Datenspeicherung. Stattdessen bietet der Databricks-Objektspeicher eine branchenübliche und kosteneffizientere Lösung für die Speicherung von Daten.
- Kunden, die Analytics außerhalb von SAP-Systemen nutzen, standen bisher vor der Herausforderung, SAP-Daten zu extrahieren und in ihre Zielumgebungen zu übertragen. Ein Markt für Datenintegrations- und Konnektorlösungen ist entstanden und bleibt für diese Kunden besonders attraktiv. Diejenigen, die sowohl SAP- als auch Nicht-SAP-Datenplattformen „side by side“ betreiben, werden jedoch eher von den vordefinierten Datenprodukten in BDC profitieren. Dies wiederum könnte sich negativ auf den Markt für Technologien von Drittanbietern auswirken – mit Ausnahme von Szenarien, die nicht von BDC abgedeckt werden (z. B. on-premises Datenquellen).
- SAP macht sich den Trend zur Entwicklung von Datenprodukten zunutze.
- SAC & Datasphere werden nicht mehr separat verkauft – das BDC-Angebot wird die einzelnen Produkte ersetzen. Detaillierte Informationen zu Paketierung und Lizenzierung werden in H1 2025 zur Verfügung gestellt.
Hintergrund und technologische Eignung
- Die Partnerschaft mit Databricks unterstreicht den hohen Wert von strukturierten Daten, insbesondere von Datenbankeinträgen, für das Training und die Inferenz von KI/ML-Modellen. Dies deckt sich mit den Ergebnissen von BARC Research, die zeigen, dass strukturierte Tabellen der bevorzugte Input für KI/ML-Initiativen sind. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen von BARC auch, dass die Bedeutung unstrukturierter Daten ebenfalls zunimmt.
- Ähnlich wie SAP Datasphere arbeitet auch Business Data Cloud weiterhin mit Anbietern wie Collibra, Confluent und DataRobot zusammen.
Potenzielle Herausforderungen für Kunden
- Begrenzte Verfügbarkeit für On-Premises-Strategien
Da es sich bei BDC um einen verwalteten Cloud-Service handelt, ist er keine Option für Kunden, die eine On-Premises-Strategie verfolgen.
- Reduzierter Wert für Kunden mit vordefinierter Semantik
Unternehmen, die ihre Datensemantik bereits neu aufgebaut haben oder sich auf Technologien von Drittanbietern verlassen, profitieren möglicherweise nur begrenzt von den vordefinierten Inhalten von SAP.
- Ungewisse Zukunft von Databricks
Während sich Databricks auf einen Börsengang vorbereitet, ist die künftige Eigentümerschaft des Unternehmens noch unklar. Es besteht die Möglichkeit, dass das Unternehmen von einem SAP-Konkurrenten übernommen wird, was die langfristige Interoperabilität beeinträchtigen würde.
- Business Data Cloud kann nur über SAP erworben werden
Databricks-Kunden, die von SAP Business Data Cloud profitieren möchten, müssen BDC-Kapazitätseinheiten ausschließlich von SAP erwerben, was die Flexibilität bei der Beschaffung einschränkt. - Unklare zukünftige Offenheit der Plattform
Obwohl SAP BDC als offene Plattform präsentiert, bleibt ungewiss, welche Schnittstellen für Datenprodukte oder Insight Apps zur Verfügung stehen werden, was die Integrationsmöglichkeiten einschränken könnte.
- Potenzieller Vendor Lock-In mit dem Angebot von SAP
Die Plattform von SAP bündelt mehrere Funktionalitäten – einschließlich Analytics, Semantik (Katalog), Datenintegration und Speicherung – in einem einzigen Ökosystem. Dies bietet zwar eine umfassende Lösung, verringert aber auch die Flexibilität, da es schwierig ist, einzelne Komponenten zu ersetzen. Außerdem kann die Integration von ergänzenden Diensten, die nicht zu SAP gehören, eine Herausforderung darstellen.
- Das Risiko, für redundante Daten- und Analysekomponenten zu bezahlen
Durch die Bündelung verschiedener D&A-Komponenten zahlen SAP Kunden möglicherweise für Dienstleistungen, die sie bereits außerhalb von BDC nutzen. Unternehmen, die sowohl SAP- als auch Nicht-SAP-D&A-Plattformen parallel betreiben, finden einen plattformübergreifenden Datenkatalog möglicherweise vorteilhafter als einen, der ausschließlich in SAP BDC integriert ist.
- Unklare Preisstrategie für bestehende SAP BW-Kunden
Es ist derzeit unklar, wie SAP verhindern will, dass Kunden von SAP BW 7.5 und BW/4 – die bereits in Analytics-Frontends investiert haben – bei der Umstellung auf BDC doppelt zahlen.
- BW-Entwickler brauchen noch zusätzliche Ausbildung
Typische BW-Entwickler schätzen die BW-Anwendung, die sie beim Aufbau einer Datenplattform anleitet. Sowohl Datasphere als auch BDC sind relationale Lösungen, deren spezifischer Modellierungsansatz erlernt werden muss. Im Vergleich zu Datasphere können Datenprodukte jedoch einen Teil der Arbeit erleichtern.
Potenzielle Vorteile für Kunden
- Vereinfachter Zugriff auf SAP-Daten
Vordefinierte und gebrauchsfertige Datenprodukte bieten einen bequemeren und integrierten Zugang zu SAP-Daten.
- Stärkere Datengrundlage für KI und unstrukturierte Daten
Verbesserte Datenmanagement-Funktionen unterstützen KI-getriebene Anwendungsfälle, während die Integration unstrukturierter Datenquellen durch Databricks die analytischen Möglichkeiten weiter ausbaut.
- Erweiterte Data Engineering-Fähigkeiten
Robuste Data-Engineering-Tools ermöglichen Data Scientists und technischen Anwendern den direkten Zugriff auf Rohdaten für tiefere Analysen und Innovationen.
- Potenzielle Kostenreduzierung für SAP Data Warehousing
Hohe HANA-Kosten sind eine häufige Sorge von BW- und Datasphere-Kunden. Die Einführung eines Objektspeichers hat das Potenzial, die Gesamtkosten für das Data Warehousing zu senken, obwohl die tatsächlichen Einsparungen von den Lizenzmodellen und der Rabattpolitik abhängen.
- Vordefinierte analytische Inhalte mit Insight Apps
Insight Apps nutzen Datenprodukte in analytischen Anwendungen, so dass die Anwender von vordefinierten Inhalten profitieren können.
- Verbesserte Anwenderinteraktion und Datenanalyse mit Joule Integration
Die Integration von Joule verbessert die Art und Weise, wie Benutzer mit dem System interagieren und Daten analysieren, und macht die Datenexploration und die Gewinnung von Erkenntnissen leichter zugänglich. Außerdem können Benutzer ihre eigenen Agenten erstellen.
- Besseres Verständnis der Daten mit dem Datenkatalog und dem Knowledge Graph
Datenkatalog und Knowledge Graph verbessern die Transparenz, die Governance und die Zugänglichkeit von Daten und bieten eine strukturiertere Möglichkeit zur Navigation und Nutzung von Datenbeständen.
Strategischer Ausblick
- Das Angebot von SAP an SAP-Datenprodukten ist für Kunden von Vorteil und ein strategischer Schritt, um SAP-Kunden davon abzuhalten, Daten aus SAP-Systemen auf andere Datenplattformen zu kopieren. Allerdings wird die Zeit zeigen, ob die Kunden die vordefinierten Inhalte annehmen und wie viel Wert die vordefinierten Insight Apps liefern. Darüber hinaus sind die Offenheit der Plattform für Frontends von Drittanbietern und ihre Fähigkeit, Datenprodukte zu nutzen, wichtige Aspekte, die Sie im Auge behalten sollten, insbesondere angesichts der bestehenden Einschränkungen beim Zugriff auf Datasphere (z. B. Power BI OData).
- Das Angebot an Datenprodukten muss noch weiter ausgebaut werden, um zusätzliche Geschäftsprozesse mit Inhalten zu unterstützen.
- Wie das Produkt im Detail mit Live- und Verbunddaten arbeitet, zum Beispiel im Zusammenhang mit KI, muss sich erst noch zeigen.
- Zusammen mit den operativen Lösungen der SAP wie S/4HANA und SAP Business AI bildet die neue SAP BDC-Plattform das aktualisierte Angebot der SAP Business Suite.