Welche Trends werden in BI, Data & Analytics erwartet? BARC-Chef-Analyst Dr. Carsten Bange verrät, was sich in den kommenden Jahren tut. Zudem befragte der BARC BI Trend Monitor auch in diesem Jahr 2.650 Anwender zu ihren persönlichen Trendthemen. So schätzt BARC die Trends der Anwender ein.
Welche aktuellen Trendthemen bestimmen das kommende Jahr?
BI, Datenmanagement und Analytics ist ein weites Feld mit vielen Facetten, daher gibt es natürlich sehr viele Trends mit ganz unterschiedlichen Zielrichtungen. Die ganze Informationstechnologie kommt ja vielen nicht von ungefähr immer unübersichtlicher vor. Um die vielen Entwicklungen zu strukturieren und besser verständlich zu machen, segmentieren wir daher alle Trends in diesem Bereich in fünf Ziele. Dies ist erstens die Befähigung der Nutzer, die sich an Themen wie beispielsweise Self-Service BI manifestiert. Der flexiblere Umgang mit Daten und mehr Analysefähigkeit für Fachanwender bleibt weiterhin ein wichtiges Thema. Zweitens wird die Erweiterung von Data Management und Analytics noch lange relevant bleiben, z. B. die Einbeziehung neuer Datenquellen und Datenarten, der Ausbau von Streaming Analytics oder die Ergänzung um Advanced Analytics, um nur wenige Beispiele zu nennen.
Drittens haben viele Trends eine Modernisierung der Datenarchitektur zum Ziel. Ziel sind häufig Modernisierung, Automatisierung und Flexibilisierung durch erweiterte Datenarchitekturen, neue Technologien für Datenspeicherung und Datenintegration oder gezielte Unterstützung für neue Herausforderungen einsetzen, z. B. Data Catalogs für eine bessere Übersichtlichkeit der vorhandenen Daten und wer wie darauf zugreifen darf.
Viele Unternehmen haben erkannt, dass neue Technologien und Architekturen nur im Rahmen einer passenden Organisation von Daten und Analytics Erfolge erzielen können – dem vierten Ziel aktueller Trends. Die Definition und Einführung von Datenstrategien und Data Governance, eine Schaffung von Organisationseinheiten wie Data Labs mit neuen Rollen und Skills oder auch das brennende Thema der Operationalisierung von Advanced Analytics sind hier gute Beispiele.
Letztlich und fünftens geht es bei vielen Trends um eine Verbesserung der Nutzung von Daten in Prozessen. Hier sind Embedded BI und Analytics, API Management oder auch neue Ansätze zur Prozess- und Entscheidungsautomatisierung einige Beispiele relevanter Trends.
Die diesjährige Befragung zum BARC BI Trend Monitor zeigt, dass Stammdatenmanagement und Datenqualität zum dritten Mal in Folge den ersten Platz einnehmen. Trends, die keine typischen BI-Themen sind.
Die BI-Anwender sehen den Wert der Daten. Das bedeutet, dass für sie Themen wie Datenqualität, Data Governance und Datenstrategie in den Mittelpunkt rücken.
Im Grunde haben sie erkannt, dass die schönste Aufbereitung von Daten in Dashboards oder auch die Bereitstellung von Analysefunktionalität nichts wert ist, wenn sie nicht die richtigen Daten erhalten oder die Qualität nicht stimmt. Das ist eigentlich eine triviale Erkenntnis, die aber in den letzten Jahren nicht so sehr in den Vordergrund getreten ist wie jetzt.
Welche weiteren Ergebnisse überraschen?
Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass eine datengetriebene Unternehmenskultur von Nutzern als sehr bedeutend angesehen wird. Es geht um die Rahmenparameter des zielgerichteten und erfolgreichen Einsatzes von Daten und Analytik. Was für eine Organisation habe ich? Wie ist die Einstellung von Mitarbeitern zu datenbasierten Entscheidungen, zu Prozessveränderungen und zur Entscheidungsautomatisierung auf Basis von Analyse oder vorhersagenden Modellen?
Auch Data Governance hat es 2018 aus dem Stand unter die Top-5-Trends geschafft.
Unternehmen – und letztlich alle Menschen – erzeugen, egal wo wir hinschauen, immer mehr Daten. Um dieses Asset zu nutzen, müssen wir bei relativ einfachen Sachen anfangen. Das beginnt damit, eine Übersicht zu erstellen, welche Daten da sind und wer wie auf sie zugreifen kann – den Data Catalogs. Die Flut an neuen Datenquellen erfordert aber nicht nur Kataloge sondern auch klarere Regelwerke, wie wir mit Daten umgehen möchten. Hier setzt die Data Governance an. Die „Governance“ ist übrigens nicht nur einschränkend und damit für viele negativ. Denken wir an das aktuell dominierende Thema Vertrauen. Wir müssen neue Wege finden zu verstehen und zu kommunizieren, welchen Daten und Informationen wir überhaupt noch trauen können.
Wir können immer mehr Daten maschinell erzeugen, aber auch extrem einfach manipulieren, ohne dass wir als Empfänger einfach feststellen können ob Analyseergebnisse, Bilder, Text oder Ton maschinell oder menschlich erzeugt wurden, original oder verfälscht sind. Wenn die Data Governance auch dafür sorgt, dass wir uns auf die Systeme und Prozesse verlassen können, die uns Daten liefern, dann ist das sehr positiv.
Es gibt noch einen weiteren Treiber für den Bedarf an mehr Data Governance: die Investitionen der letzten 10 bis 15 Jahre in Self-Service BI. Dies hat zum Teil zu einem gewissen Chaos in Unternehmen geführt. Entscheider merken, dass sie ein gewisses Regelwerk brauchen, um Inkonsistenz in den Kennzahlen oder hohe Ineffizienz im Umgang mit Daten zu vermeiden.
Advanced Analytics und Machine Learning landen nur auf Platz 10. Welche Gründe kann das haben?
Advanced Analytics ist vermutlich nicht so hoch bewertet, da BI-Praktiker derzeit für sie noch wichtigere Trends sehen. Vielleicht sind Anwender auch skeptisch, wie das aktuell etwas übertrieben aufgeblasene Thema Künstliche Intelligenz im Unternehmen tatsächlich Nutzen erzeugen kann. Insgesamt können wir aber durchaus beobachten, dass in Data Science und Advanced Analytics investiert wird. Unternehmen sind teilweise noch in frühen Stadien, aber ich glaube schon, dass das ein Trend der Zukunft ist. Entscheider sind gerade dabei, den Hype von der Realität zu trennen und die nützlichsten Einsatzbereiche zu identifizieren.
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Zu den BARC BI Trends
Was ist 2020 für BI-Anwender wichtig? In diesem Jahr haben wir 2.865 Anwender um ihre Meinung zu den wichtigsten BI-Trends gebeten.